w.t.f.?
Was um alle Welt ist die Nachttanzdemo?
Die Nachttanzdemo ist eine Versammlung nach Artikel 8 Grundgesetz , landläufig Demonstration genannt.
Wir folgen dabei der Aktionsform Reclaim the streets. Theorie und geschichtliche Vorbilder beiseite, geht es konkret hier in Gießen dabei um folgendes:
Viele der verbrieften Freiheitsrechte durch Grundgesetz und allgemeine Verfassung klingen erst einmal sehr gut, sind in der Praxis aber oft dem einzelnen nicht zugänglich und dienen in der Realität schlicht den oft rein kommerziellen Interessen Weniger.
Das das so ist, ist schlecht und geeignet das Vertrauen und die Befürwortung der demokratischen und auch freiheitlichen Grundordnung in unserem Land zu erschüttern und die notwendige Beteiligung der Vielen an den demokratischen Prozessen zu unterdrücken. Zum Vorteil der genannten Wenigen.
Zum Beispiel das oben genannte Recht auf Versammlung unter freiem Himmel: klingt gut und sehr allgemein, bedeutet aber in der Realität stets, dass kommerzielle Interessen eine Selektion der Teilnahmemöglichkeit bewirken. Überteuerte Festivals, Stadtfeste mit hohen Preisen und privatisierte Flächen bedeuten, dass es keine Versammlung gibt, in der der Mensch ungeachtet seines finanziellen Status sein Recht auf Versammlung wahrnehmen kann.
Dann die Stadt selbst: Neben den Parks, in denen man ja auch nicht viel darf, besteht der sogenannte öffentliche Raum zum absolut dominierenden Teil aus versiegelten Asphaltflächen, zu deren Nutzung nur vollberechtigt Zugang hat, wer ein Auto besitzt und einen definierten Zweck verfolgt. An der Sache mit den Fahrrädern wird in Gießen stark gearbeitet :-). Die Straßen werden aber durch die Steuern aller Menschen finanziert, ob man jetzt etwas davon hat oder nicht.
OK, fassen wir zusammen: Wir können uns schlecht versammeln, weil immer irgend jemand Geld von uns will, zahlen aber zwangsweise jede Menge für Flächen, die wir nur auf sehr beschränkte Art nutzen können. Im Gesetz steht aber, das wir sehr frei sind. Merkt ihr auch, ne.
An dieser Stelle kommt dann die Demokratie in´s Spiel: Wenn wir viele sind, können wir!
Solange wir genug Leute sind, die das wollen, können wir uns die Straßen, für die wir alle bezahlen, zumindest für einen Tag und eine Nacht einfach nehmen, uns darauf versammeln und tun, was auch immer wir tun wollen.
Tanzen, zum Beispiel. Indem wir das tun, nehmen wir uns aber auch die Freiheit, die wir meinen und etablieren gemeinsam eine lebenswertere Realität. Das nennt man Politik...